Wordsworth übersetzt von Wolfgang Schlüter

William Wordsworth 1770–1850  
David Levine / NYRB
Straelener Manuskripte

Verfasst auf der Westminster-Brücke

Schwerlich erzeigt die Erde lieblichere Dinge.
Dumpf wär die Seele dessen, der vorüberginge
an einem Anblick, dessen Größe so bewegt :
Die schöne Morgenfrühe jetzo trägt
die City wie ein Kleid ; ganz rein im Äther
ruhn Kuppeln, Schiffe, Tempel, Türme & Theater
lautlos vor Himmel und Gefilden ausgespannt
hell gleißend unterm rauchlos‘ Firmament.
Nie übergoldete die Sonne mit dem ersten Strahl
so schön den Fels, den Hügel und das Tal
nie hab so tiefen Frieden ich besessen !
Der Fluß treibt milde hin, so wie er eben will
ach HErr, die Häuser selber scheinen schlafvergessen !
Und dieses tiefe Herz, es schlägt ganz still.

Composed upon Westminster Bridge“ – Die Übersetzung von Wolfgang Schlüter aus der Leseprobe vom Verlag Straelener Manuskripte

Hier, frei übersetzt, aus Garrison Keillors Writer’s Almanac:

Des Schriftstellers Almanach
Garrison Keillors ‚The Writer’s Almanac‚ für den deutschsprachigen Leser

»Heute ist der Geburtstag des englischen Dichters William Wordsworth (Auswahl von Büchern, von ihm und über ihn), 1770 in Cumberland geboren, bei der Seenplatte im Nordwesten Englands. Sein Vater war Rechtsanwalt und trieb Mieten ein, und da er oft außer Hause war, regte er seinen Sohn an, Gedichte von Shakespeare, Milton und Spenser zu lesen und auswendig zu lernen. […]

Die schottische Dichterin Joanna Baillie sagte einmal über William Wordsworth: “Er sieht aus wie ein Mann, den man nicht ansprechen sollte, außer, wenn man etwas Vernünftiges zu sagen hätte.”«

Vivat zum Geburtstag, William Wordsworth!

siehe auch

Eine Antwort auf „Wordsworth übersetzt von Wolfgang Schlüter

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  1. Noch ein Hinweis auf David Suchet, seine Rolle als Poirot in ‚The Dumb Witness‘, das am Windermere-See spielt, und seine Betrachtungen zu Wordsworth, hier vorgestellt von Rezensentin Dianne Foster:
    „Anglophiles will vicariously enjoy Wordsworth’s old stomping grounds, in fact, at times it’s hard to concentrate on the story because the mountains and lakes and sunsets are so spectacular..to say nothing of the fine old prewar country architecture. One morning Poirot, sitting in the sun on the hotel terrace overlooking the nearby lake, breaks into poetry..well sort of..“Where are these daffodils Hastings??“ he says as he glances over the top of a little book he holds in his hand. „…Beside the lake, beneath the trees, Fluttering and dancing in the breeze..“ Hastings responds on cue.“

    Hier Wordsworths ‚I Wandered Lonely as a Cloud‘, übersetzt von Dietrich H Fischer

    ‚Ich wandert’ einsam wie die Wolke‘

    Ich wandert’ einsam wie die Wolke,
    die treibt dahin in ihrer Höhe,
    als plötzlich ich vor einem Volke
    von goldnen Osterglocken stehe:
    Am See, dort wo die Bäume sind,
    flattern und tanzen sie im Wind.

    So endlos, wie die Sterne scheinen
    und funkeln auf der Himmelsstraße,
    erstrecken sich der Blumen Reihen
    die Bucht entlang am Kiesgestade:
    Zehntausend faßte da mein Blick,
    Köpfe all wiegend wie verzückt.

    Im Hintergrund der Wellen Tanz,
    doch munterer der Blumen Reigen!
    Vor Freude sprachlos war ich ganz,
    in froher Runde durft’ ich schweigen:
    Ich schaute, schaute, kaum bedachte
    die Wohltat, die dies Schauspiel brachte:

    Wenn ich mal liege auf der Couch,
    gestimmt, daß man den Tag vergißt,
    sie blitzen auf vorm innern Aug’,
    was des Alleinseins Segen ist:
    Das Herz wird froh, es tanzt beschwingt,
    von der Narzissenschar umringt.

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