Achter Tag – Von Bad Düben bis Lehelitz / Eine Bildergeschichte
Etappe 1 – Von Berlin nach Leipzig Juli 2021

Durch den Park, kurz vor Überquerung der Mulde bei Bad Düben
Früh aus den Federn führte mich mein erster Gang zur Bäckerei Beckert, wo ich draußen am Tisch eine gute Tasse Milchkaffee nebst Croissant verzehrte.

Vom guten Essen

Was ich beim letzten Eintrag überschlagen hatte, war der vorzügliche Mattjes mit herrlich luftig-aromatischer Remoulade, den ich zu Abend im Hof des Restaurants verspeiste (siehe Pfeil). Zwei Damen hatten sich zu mir an den Tisch gesetzt, was mir einerlei war, auch, als der Kellner — ein pfiffiger Kerl mit flinker Auffassungsgabe, dem sonst nichts entging — uns als eine Gesellschaft bediente. So lernt man etwas Menschen völlig anderer Lebensart kennen.
Ein alter Gärtner verrichtete ruhig seine Arbeit am Rondell, um anschließend zum Heger zu mutieren: Es gab Fütterung in der Voliere voller Kanarienvögel, die sich mehr akustisch als visuell bemerkbar machten, und bei den Stallhäschen, bei denen es sich umgekehrt verhielt. Die Tierbehausungen verbergen sich unter den Dächern, zu erkennen am unteren Bildrand; und ein zunächst leeres Gehege voller Klettergerät ließ mich zunächst über die dazugehörigen Tiere raten, ob es vielleicht Ziegen seien. „Ne-in, ne-in!“ rief gedehnt die resolutere der beiden Damen aus; „Das würde man riechen!“ Recht hatte sie. Die Stallhäschen vom Ställchen vorne hatten dort zusätzlich Auslauf, wie sich zeigte, als es auch dort Futter zu holen gab.
Meine nächste Einkehr würde erst wieder am folgenden Morgen beim Bäcker in Krostitz sein, aber erst einmal galt es, dorthin zu gelangen.

Land mit Deichen und Mühlen
Teil der Polder-Loebnitz Vorkehrungen gegen Hochwassergefahren


Wilde Stiefmütterchen vor gestapelten altem Schlagholz am Wegesrand in der Noitzscher Heide.
Erntezeit
Unterwegs dehnten sich weit die Felder mit reifem Korn. Manche waren schon abgeerntet. Auf anderen zogen Mähdrescher ruhig ihre Bahn. Hier und da wurde schon untergepflügt, und dort flogen Scharen von Spatzen oder Krähen auf und nieder.

Wieder die lange, lange Landstraße.
Am Horizont: Die schmucke Turmspitze von Sankt Lukas in Krippehna. „Sankt Nikolai“, Sankt Lukas“ — man soll sich bei all den Heiligen nicht täuschen: hier ist alles in fester Hand der Evangelischen Kirche, soweit die Pfarrer noch Zeit haben für ihre zerstreute Herde.

Hier erwartete ich jeden Moment, auf Herrn Kaplan zu stoßen und den dazugehörigen „crop duster“ aus North by Northwest.


Wieder ein Dach über dem Kopf — und, welche Freude, Pension Lehelitz verfügt über eine Badewanne!
Die Abendstunden verbrachte ich im geschlossenen Hof, wo drei Sitzecken zur Verfügung standen. Ich wählte ein gemütliches Plätzchen auf der Bank, mit dem Rücken zur Ziegelwand des Wirtschaftsgebäudes und mit Blick auf den Garten. Es hatte einen guten Geist. Kurze Zeit darauf fuhr ein Wagen in den Hof ein, hielt vor diesem Gebäude, und aus stiegen Arbeiter. „Hab‘ ich da etwa Ihre Sitzecke eingenommen?“ fragte ich. Sie antworteten freundlich, mit gebrochenem Deutsch, dass ich gerne bleiben könne. Sie waren in jenem Gebäude untergebracht. Es waren: Polen. Ich war aber ohnehin reif fürs Bett, wünschte Ihnen einen frohen Abend und zog mich zurück.
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