In der Simmerner Mulde

Auf Jakobswegen (35)

Zweiter Tag. Von Rheinböllen bis Simmern

Etappe 5 – Von Bingen nach Trier
August 2022 / Eine Bildergeschichte


Abstecher nach Altweidelbach und Mutterschied



Bei Sonnenaufgang bot ich Rheinböllen mein Adieu. Trauerbirken winkten in den Weg, wie ich, im Hunsrück und im Rhein-Hunsrück-Kreis unterwegs, dem Jakobsweg folgte.


Die Strecke bis Simmern zieht sich schnurgerade nach Westen durch die Simmerner Mulde, und man sollte meinen, dass heute ein Tag ohne Verirrungen sein könnte, ein bischen Wald, meist offene Felder und eher sanft abwärts. Bis Simmern sind es nur gut 15 Kilometer.



Westlich hinter der Waldsiedlung Römerstraße steht am Rastplatz diese Tafel, die erste, die ich hier begleitend in den Jakobsweg einfüge, um die Eindrücke mit etwas Geschichte zu würzen. Hier verlor ich zum ersten Mal die Spur und kam weit südlich ab. Die schönen Lindenhöfe mit ihrer friedlichen Ausstrahlung trösteten da. Jetzt wusste ich auch, wie ich wieder zurück auf den richtigen Weg kommen konnte.



Ein wunderbar weicher Wiesenweg führt über die weiten windigen Felder. Ich hab mich mal im Bild gelassen, für ein wenig Gesellschaft den Windrädern in der Einsamkeit.


Renoviertes Wasserwerk Altweidelbach 1913


Bei Wahlbach, wahrscheinlich im Birkenwäldchen, gelang es mir, abermals vom Jakobsweg abzukommen. Diesmal kam ich in den Vorzug, dieses schmucke Wasserwerk anzutreffen, von den Einheimischen liebenswerterweise Wasserbasseng genannt und 2012 fertig renoviert.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Altweidelbach im Jahre 1006 in einer Urkunde, mit der Erzbischof Williges aus Mainz die zu Mörschbach neu errichtete Kirche einweihte und ihren Pfarrsprengel festlegte. Die in dieser Urkunde verwendete Schreibung “Widimbach”, aus der sich später über “Widelbach” Weidelbach entwickelte (erst seit dem 16. Jahrhundert wurde zur Unterscheidung von dem zweiten Weidelbach bei Rheinböllen – heute Kleinweidelbach – die Vorsilbe “Alt-” hinzugefügt), gibt wichtige Hinweise zur Deutung des Ortsnamens. Die Sprachforscher führen ihn auf das althochdeutsche “wida” (Weidenbaum) zurück und geben für den Ortsnamen die Erklärung: Bach mit Weidenbäumen.  [Quelle: Ortsgemeinde Altweidelbach]

Altweidelbach habe ich südlich nur gestreift. Auf der vergeblichen Suche nach der exakten Adresse für dieses kleine Baudenkmal stieß ich auf einen netten Beitrag vom SWR zur Hauptstraße von Altweidelbach und seinen Bewohnern zur Winterzeit.


Mutterschied stattete ich einen kleinen Besuch ab und erfreute mich an diesem Anblick.


Wer hätte gedacht, dass sich in Mutterschied Sankt Martin verbirgt?

Die älteste überlieferte Schreibweise ist Mudinscheid, Mudin, Madin (mundartl.heute : Maddin) weißt auf den fränkischen Nationalheiligen Martin hin. Die Endung -scheid oder später schied bedeutet: abgegrenzter Waldbezirk.  [Quelle: Ortsgemeinde Mutterschied]

Es wird kaum der Jakobsweg gewesen sein, über den ich Simmern, und in der Schloßstraße mein Nachtquartier, am frühen Nachmittag erreichte.


Kolorierter Kupferschnitt von Matthäus Merian: Stadtansicht von Simmern um 1650 / Quelle: Museum Digital

Nachdem ich meine Sachen abgeladen und in leichteres Schuhwerk gewechselt hatte, gönnte ich mir erstmal ein Mittagessen; denn diesmal bot meine Herberge auch Speise an. Ich labte mich an Elsässer Flammkuchen nebst kleinem Salat und trank dazu ein großes Glas Apfelschorle. Danach gab es gegenüber noch ein italienisches Eis im Hörnchen. Hmmmm:

Gut erholt brach ich noch einmal auf, um wenigstens einen Teil des versäumten Jakobwegs abzuwandern, was sich als gute Entscheidung herausstellte:


Im Tal der Simmer

Rückwärts auf dem Jakobsweg, über Markt- und Koblenzerstraße, gerät man an die nördliche Stadtmauer aus dem Mittelalter und am Schinderhannesturm vorbei zum lieblichen Tal der Simmer.


Am Römerberg
Schinderhannesturm von hinten herum

Wo heute der Waldkindergarten ist befand sich früher der Friedhof, der dann, zu Ehren des Simmerner Mundartdichter und Lokalpolitiker Peter Joseph Rottmann (1799 – 1881), zum Rottmannpark umgemünzt wurde.



Entlang der Simmer

Die Gemeinde Simmern hat einen kulturhistorischen Rundgang ausgeschildert, zu dem es eine Broschüre gibt (PDF).



Das Bild trügt; denn an diesem sonnigen Tag waren viele Menschen unterwegs im Park. Vor mir in einiger Entfernung liefen junge Paare mit einer ganzen Kinderschar, deren helle Stimmen immer wieder anzeigten, dass es etwas Spannendes zu sehen gäbe, so wie hier:


Nanu, wer grüßt denn da?
Ein Biberdamm

Zurück in Simmern

Schieferzier und mittelalterliche Gemäuer



Und damit eine gute Nacht!


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