Jagdzeit in „Sinn und Form“


Nicole Montagne über Jagdzeit, in „Sinn und Form“, Heft Fünf 2022


Herbstzeit ist Jagdzeit. Es gibt fröhliche Lieder: „Der Jäger aus Kurpfalz“, „Zwischen Berg und tiefem, tiefem Tal saßen einst zwei Hasen“, „Mit dem Pfeil, dem Bogen“, um einige in Erinnerung zu rufen.

Nicole Montagne schreibt über Gedanken von José Ortega y Gasset zur Jagd; und der zieht statt Liedern Bilder heran: steinzeitliche Wandgemälde, das Bilder-Schießen als Begriff für Tier-Fotografie, schließlich das Landschaftsbild. All das ist anregend zu lesen und in schöner Prosa (aus dem Niederländischen übersetzt von Ira Wilhelm).


aus: Jean Craighead George, Vulpes, the Red Fox

(von ihr sind auch die Illustrationen)


Es ist lange her, dass ich dieses Jugendbuch las, als Söhne und Töchter noch klein waren. (Die schönen Illustrationen der Autorin hatte ich über die fesselnde Lektüre wohl in den Hintergrund gedrängt. Jedenfalls überraschte es mich, das Taschenbuch so reich illustriert zu sehen. Die mir weniger gut gefallende Einbandillustration ist von Robin Koni, 1996.)

Das Buch fiel mir gleich ein, weil mich der Gedanke damals stutzig machte, dass Craighead George den Füchsen eine gewisse Lust an der herbstlichen Jagdsaison zuschrieb, bei der diese, — schnell, geschickt und erfindungsreich –, sich als faire Kontrohenten zu Mensch und Hund sahen. Montagne / Ortega y Gasset schreiben über einen weiteren Vorteil: den tierischen Instinkt, sich unsichtbar zu machen.


Uccello (1397–1475) The Hunt in The Forest (Ashmoleon Museum, Oxford)

Unbehage beim Jagen, ausgedrückt bei „The Magician’s Wife“ von Brian Moore.


L* hatte mir die schön-gebundene Ausgabe von Bloomsbury geschenkt, da hatte ich schon deutsche Übersetzungen von Brian Moore (1921-1999) im schweizer Diogenes Verlag gelesen (Die Farbe des Blutes, Hetzjagd, Katholiken) und schätzen gelernt. Diese Jagdszene und ihre Wirkung auf die Titelhelding beeindruckte mich damals, weswegen ich jetzt gleich wieder an das Buch erinnert wurde.


käufliche Freuden der Jagd, im frischdekorierten Fenster der Bücherhalle

Verpatzte Jagd, in Vikram Seth: A Suitable Boy


Diese Lektüre liegt eigentlich am wenigsten weit zurück, und ich erinnere mich an eine – wie überall im Roman – üppig ausgemalte Jagdszene, die irgendwie schief läuft. So umfangreich der Roman ist, möchte ich ihn doch irgendwann wiederlesen, weil ich inzwischen Seminare zu den Arabern und ihrer Kultur in Indien belegt hatte, wie zu den Moghulen, zu den Shiitischen Bohras in Gujarat, und mir vieles besser vor Augen rufen könnte zum Miteinander der Kulturen, wie es Vikram Seth an den sich verschränkenden Schicksalen vierer Familien kurz vor der Unabhängigkeit Indiens entfaltet.

Wir hatten zu Mehreren und über Wochen A Suitable Boy unter den Fittichen von Lynne Hatwell, dovegreyreader, auf ihrem Literaturblog gelesesen und diesen „longread“ mit unseren Kommentaren und Fragen und Beobachtungen angereichert. Leider ist diese ganze wunderbare dovegrayreader-Welt gleichsam vom Erdboden verschluckt, sonst hätte ich relevante Passagen von unserer Gastgeberin und den Lesern hier übersetzen können. (In einem Kommentar auf Birgit Böllingers Literaturblog erwähne ich 2015 den dovegreyreader Blog und die Wolfsjagd in Seths Roman als besondere Erinnerung, die ein Lesen lohnt).


Inzwischen geht es mit dem Lesen dieses Heftes von Sinn und Form weiter. Gut gefallen mir auch die Ausführungen von Christa Bürger, Von der Schönheit, die über den Urgrund, bei Alkibiades dem „Irgendwiebeschaffenen„, im Kontext von Eros und Schönheit sinniert — auch wieder schön geschrieben und voller Anregung, besonders in Vorbereitung auf Altgriechisch-Propädeutikum und ein Seminar von Philosophie und Religion zur römischen Kaiserzeit, die ja von griechischem Denken geprägt waren.

Ulrike Köpp, über DDR Kitsch, klingt auch vielverheißend …


PS.: Illustrationen zu den erwähnten Jagdliedern


Der Jäger aus Kurpfalz

Von Paul Hey (1867-1952), aus Sang und Klang fürs Kinderherz, und von Walter Crane (1845-1915), aus The Baby’s Bouquet. (siehe auch: Liederbücher)

Ende gut, alles gut.

2 Kommentare zu „Jagdzeit in „Sinn und Form“

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  1. Nachdem ich lange Zeit die SuF immer wieder im Buchladen meines Vertrauens gekauft hatte, habe ich seit diesem Jahr ein Abo. Ich finde immer wieder interessante Aufsätze und einen häufig doch anderen Blick, als er in westdeutschen Magazinen oder Feuilletons zu finden ist.

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