Von Treverern und Römern – eine Spurensuche im heimischen Bücherregal
Trēvĕri oder Trēvĭri
"Smaller Classical Dictionary" by Sir William Smith. Dutton NY, 1958
Trēverī und Trēvirī, ōrum, m.,
I) eine große germanische Völkerschaft vom Rhein bis zur Maas, deren Reiterei sich in den Kriegen gegen die Römer besonders auszeichnete […]
– im scherzhaften Doppelsinne bei Cic. ep. 7, 13, 2 Treviros vites censeo: audio capitales (sc. tresviros od. triumviros) esse; mallem auro, aere, argento essent (sc. treviri [[[tresviri]]] oder triumviri, d.i. Münzmeister), vor den Treverern nimm dich in acht, ich höre, es sind mörderische Leute; ich hätte lieber, sie spendeten wie die Münzmeister recht Gold, Erz u. Silber. –
II) die Hauptstadt der Treverer [...], früher Augusta Treverorum, das heutige Trier.
Gekürzt, nach Georges Lateinisch-deutsches Handwörterbuch, — das allerdings in unserem Bücherschrank fehlt.
Kartenausschnitt: Roms Westprovinzen, 1. – 2. Jhdt. n. Chr., mit Trier als Provinzhauptstadt, in The Penguin Historical Atlas of Ancient Rome
Nachdem ich im letzten Sommer bei Rhein und Mosel auf Jakobswegen unterwegs war, oft dabei entlang alter Handelsrouten und teilweise auf von den Römern angelegten Straßen, möchte ich diesen Aspekt mit ein paar Illustrationen und Textauszügen aus unseren Büchern auspolstern. Dabei gehe ich nicht sonderlich systematisch vor und unterbereite eher eine unkritische Sammlung.
Die Bücher sind teilweise verknüpft mit dem jüngst gestarteten digitalen Katalog (bei LibraryThing, als Mitglied „Buchmerkur“), in dem ich nach und nach unsere Bestände aufnehmen werde. Eine Mammutaufgabe.
Aber für die Reiseaufzeichnungen vom Jakobsweg soll jedenfalls Zeit bleiben.
Dieses Kapitel bietet als Primärquelle eine weitere Kostprobe von Ausonius, dem ja schon eine Wegstrecke „Entlang der alten Römerstrasse“ gewidmet war. Vielleicht folgen später noch einmal einschlägige Stellen bei Tacitus und Caesar … Zuerst aber aus einer weiteren Sekundärquelle: Mommsen, seine Römische Geschichte (geschrieben Mitte des 19. Jahrhunderts) und seine Vorstellung von Vorzügen und Zweitklassigkeiten.
Bei Mommsens steht zu lesen, wie die Deutschen und die Kelten nicht ohne weiteres auseinanderzuhalten sind:
[Zu den aus dem Baltikum und von der Nordsee her andrängenden Deutschen, wie Teutonen bei Mommsen genannt werden,] gehörten die Aduatuker, die aus einem Splitter der Kimbrermasse zu einem ansehnlichen Gau geworden waren, und eine Anzahl anderer, später unter dem Namen der Tungrer zusammengefaßter Völkerschaften an der Maas in der Gegend von Lüttich; sogar die Treverer (um Trier) und die Nervier (im Hennegau), zwei der größten und mächtigsten Völkerschaften dieser Gegend, bezeichnen achtbare Autoritäten geradezu als Germanen. Die vollständige Glaubwürdigkeit dieser Berichte muß allerdings dahingestellt bleiben, da es, wie Tacitus in Beziehung auf die zuletzt erwähnten beiden Völker bemerkt, späterhin wenigstens in diesen Strichen für eine Ehre galt, von deutschem Blute abzustammen und nicht zu der gering geachteten keltischen Nation zu gehören: doch scheint die Bevölkerung in dem Gebiet der Schelde, Maas und Mosel allerdings in der einen oder andern Weise sich stark mit deutschen Elementen gemischt oder doch unter deutschen Einflüssen gestanden zu haben.
in: Die Unterwerfung des Westens. Mommsen. Römische Geschichte
Römer in Trier und Umgebung
a) Städte und Handel, 230 n. Chr.
b) Ausdehnung und Bedeutung einiger befestigter Städte unter den Römern.
Als vom dritten Jahrhundert n. Chr. an zuvor vorübergehend notwendig gewordene mobile Einsätze dauernd gebraucht wurden, ergänzten bewegliche Reiterabteilungen mit Legionen von Tausend Mann die stationären Armeen, die entlang der Grenzen in Garnisonen untergebracht waren. [...] Drei solcher mobilen Armeen, unter direktem Kommando des jeweiligen Augustus, hatten ihre Stützpunkte wie in der Karte mit schwarz-weißen Quadraten markiert: in der Provinz Gallia Belgica in Augusta Treverorum [Trier], in der Provinz Pannonia Inferior in Sirmius [Sremska Mitrovica] und in der Provinz Oriens Antiochia [Antakya], und sicherten dort die östliche Grenze des Imperiums. Die vierte mobile Armee war in der Po-Ebene stationiert.
[frei nach unten stehendem Text übersetzt und ergänzt]
Aus dem Penguin Atlas of Ancient History, von Colin McEvedy. Penguin Books, Harmondsworth 1967.
Trier, die östliche Frontstadt Roms
(Weiteres aus dem Penguin Atlas des Antiken Rom)
Trier war vom Kaiser Augustus gegründet worden und entwickelte sich zur führenden Stadt von Nord-Ost-Gallien [Germania Superior und Germania Inferior]. Das gerasterte Straßennetz stammt vermutlich aus dem ersten Jahrhundert AD und auch die Steinbrücke, die über die Mosel führt; aber die größten Bauten des römischen Trier gehören zum 3. und 4. Jahrhundert, als die Stadt zur bedeutenden kaiserlichen Residenz aufstieg, zuerst unter den abtrünnigen gallischen Kaisern (260 – 74) und dann unter den beiden Konstantin, I [„der Große“] und II (293-337). Die Stadtmauern und die imposante Porta Nigra stammen vermutlich auch aus dieser Zeit. Es gab auch einen großen Kaiserpalast mit einer Audienzhalle (Basilica) und einen Circus oder Rennparcours, und gleich daneben die enormen Kaiserthermen. Zur Höhezeit hatte die Stadt womöglich 80 000 Bewohner.
Die Porta Nigra, das Nordtor, überstand die Zeiten, weil sie in eine Kirche umfunktioniert wurde und als Palast des Bischofs von Trier diente.
(frei übersetzt, nach Chris Scarre im Penguin Atlas of Ancient Rome)
Trierer Prominenz — Aus einer Monografie zu Thermen und Bädern in der antiken Welt
Die Kaiserthermen. Foto von meinen Jakobsweg-Wanderungen, im August 2023
in: Die römischen Thermen und das antike Badewesen, von Erika Brödner. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1983. Seiten 234 bis 241; 261/2.
Das Buch, das wir im Zuge einer Subskription bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Anfang 1980 erwarben, ist vergriffen, weswegen ich es ausführlich hier zitiere. Bei Erika Brödner taucht auch wieder Ausonius auf, der die römischen Badekultur im 4. Jhdt. preist:
“quid quae fluminea substructa crepidine fumant
balnea, ferventi cum Mulciber haustus operto
volvit anhelatas tectoria per cava flammas,
340inclusum glomerans aestu spirante vaporem?
vidi ego defessos multo sudore lavacri
fastidisse lacus et frigora piscinarum,
ut vivis fruerentur aquis, mox amne refotos
plaudenti gelidum flumen pepulisse natatu.“
"Preis' ich die Bäder, die dicht an dem Flußrand sorglich gewölbet,
rauchen, wenn Mulciber, was er entschöpft umschlossenen Glutraum,
wälzet als prasselnde Flamme durch wohlumschlossene Gemächer,
durch aussterbende Glut aufwirbelnd gebundene Dämpfe?
Manche schon hab ich gesehen, die, ermattet vom häufigen Badschweiß,
Wannen verschmähten zum Bad und frostige Fischteichwasser,
um sich der fließenden Welle zu freuen und, alsbald von dem Flußbad
wohlig die kühlende Flut mit plätscherndem Schwimmen zu teilen."
Mulciber, der Feuerbändiger, ist ein anderer Name für Vulcanus / Hephaistos
Stowasser, Lateinisch-Deutsches Schulwörterbuch
Farb-Bilder: Wandmalereien und Mosaikboden eines Peristylhauses im Bereich der Trierer Kaiserthermen. Wilhelm Reusch. Bd. 29 (1966): Trierer Zeitschrift : für Geschichte und Kunst des Trierer Landes und seiner Nachbargebiete [PDF]
(Erika Brödner erwähnt in ihrem Buch die bedeutenden Mosaikfunde von Trier.)
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