von Wysocki erhält Heinrich-Mann-Preis

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Suhrkamp Autorenfoto
© Barry Lynch

Im April 2013 wurde „Wir machen Musik“ von Gisela von Wysocki zur Lektüre der Roman-Vorleseabende an den zweiten Montagen im Monat, und wir entdeckten eine anregende, eigensinnige Autorin mit trockenem Witz. Sie schrieb Kindheitsimpressionen einer vorwitzigen Tochter im Haus ihrer musenbewegten Eltern – ihr Vater war unter den Pionieren der Tonkunst. Stimmungen in der Politik der Weimarer Zeit, medizinischen Experimenten, Stars der Zwanziger und Nachwehen des ersten furchtbaren Kriegs klingen auf. Thema ist auch der magische Blick auf die Welt eines heranwachsenden Kindes.

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Suhrkamp
Aus dem Archiv:
Tozzi hatte einen Schluß für seinen Roman "Mit geschlossenen Augen" gewählt, der uns unsere Augen aufreißen machte. Jetzt war die Frage, wie es weitergehen sollte nach zwei etwas herb geratenen Bauernromanen, diesen aus der Toskana und zuvor Bunins aus den steppigen Weiten Zentralrußlands. Warum nicht mit Kultur und Bürgertum? "Wir machen Musik" von Gisela von Wysocki erschien mir einladend genug, und so soll es damit am 8. April losgehen. Das Buch ist inzwischen auch als Taschenbuch erschienen.
siehe: Merkur No 4, S. 3 unten / Mai 2013

Im Herbst ist ihr zweiter Roman, „Wiesengrund“ bei Suhrkamp erschienen, und den Heinrich-Mann-Preis erhält sie weil sie

»seit vielen Jahrzehnten eine der wichtigen Stimmen auf dem Gebiet des Essays und der kulturkritischen Publizistik [ist]. Mit einer Sprachkunst, die stets von dem Konkreten, dem sinnlich Erfahrbaren ausgeht, unternahm und unternimmt sie Erkundungen, die mit Vorliebe ‚die komplizierte kulturelle Verfassung der Weiblichkeit‘ (v. Wysocki in Weiblichkeit und Modernität) ins Blickfeld rücken. (…) In zwei neueren Büchern ist es der Autorin gelungen, den poetisch durchleuchteten Lebensmoment zum Element einer Großform zu machen, in der das Romanhafte und Autobiographische ineinanderschwingen. Wir machen Musik und Wiesengrund heißen diese Bücher, die das Leben der Sinne wie des Geistes (…) aufleuchten lassen..«

  • so in der Begründung der Jury.
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„Sinn und Form“ in der Schröerschen

Der Preis wird von der Akademie der Künste verliehen, aus derem Haus auch die von mir sehr geschätzte Literaturzeitschrift „Sinn und Form“ kommt.

Mich freut der Preis doppelt, weil er auch Heinrich Mann im gegenwärtigen Kulturleben aufscheinen läßt, dem ich durch das Schröersche  Henri Quatre Colloquium verbunden bin. Ich liebe all diese Querverbindungen, die Menschlichkeit in die Welt bringen über Zeiten und Entfernungen hin.

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